Rum ut Jamaika – Niederdeutsche Bühne Cuxhaven

Rum ut Jamaika

Die Presse berichtete:

Der Rum und drei couragierte Frauen
Gerhard Bohdes Schwank „Rum ut Jamaika“ hatte am Donnerstag Premiere bei der Döser Speeldeel / Beste Rollenbesetzung

Schwankhaft sozusagen ging Cuxhavens Niederdeutsche Bühne, die „Döser Speeldeel“, am vergangenen Donnerstagabend ins neue Jahr. Und eins kann schon mit Gewissheit gesagt werden: Wenn – um im Bild zu bleiben – der Kahn mit dem „Rum ut Jamaika“ erst einmal so richtig Fahrt gewonnen hat, dann „läuft“ der von Gerhard Bohde vor Jahr und Tag ausklabüsterte Schwank mit Sicherheit „wie eine Eins“. Die Voraussetzungen – auch das wurde bei der Premiere am Donnerstag auf der Gorch-Fock-Bühne sehr bald klar – sind jedenfalls gegeben.

Eigentlich heißt Bohdes Anfang der 60er des vergangenen Jahrhunderts spielendes Stück „April, April!“. Denn die drei maßgeblichen (und überaus couragierten) Frauen in dem Stück schicken nämlich die Herren der Schöpfung ganz gewaltig in den April, als sie ihnen eine Einladung zu einem 12 Kilometer entfernten so genannten „Stiftungsfest“ zukommen lassen. Und zwar nur, um endlich einmal das Geheimnis des Vierer-Klubs zu lüften.

Denn Kay Bredehorn (Ernst Voß), Remmer Klootscheeter (Lars-Günther Brandt), Tönjes Dunkmeier (Klaus Lampe) und Jan Klüverboom gießen sich jeden Donnerstag, den der liebe Gott werden lässt, so richtig einen „hinter die Lampe“. Und eben nicht in Petronella Priggenpahls Dorfkneipe, was die Wirtin und ihre beiden weiblichen Leidensgenossinnen stutzig macht. Wie unschwer zu schließen, geht es also um scharfe, inhaltsreiche Getränke, und so gesehen passt der Titel „Rum ut Jamaika“, wie Bohdes Theaterstück nun heißt, natürlich durchaus.

Marlies Lampe hat es für die „Döser Speeldeel“ in Szene gesetzt und ihr ist im Verein mit ihren Spielerinnen und Spielern etwas gelungen, was keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist: Sie hat nämlich Gerhard Bohdes Schwank eben nicht klamaukig überfrachtet. Und genau das ist ihr hoch anzurechnen.

„Rum ut Jamaika“, so wie es am vergangenen Donnerstag auf der Gorch-Fock-Bühne zu erleben war und in den nächsten Wochen dort zu erleben sein wird, macht einmal mehr deutlich: Man muss durchaus nicht auf Teufel komm‘ raus alles ausreizen, um seinem Publikum einen lustigen Theaterabend zu bescheren.

Mit Marion Schossig (Dorfkneipen-Wirtin Petronella Priggenpahl), Andrea Hinke (Isolde Klootscheeter) und Andrea Brandt (als Posthaltersche Isolde Flachmann) steht Spielleiterin Marlies Lampe ein Trio pfiffiger und couragierter Frauen zu Verfügung, die – jede auf ihre ganz eigene Art und Weise – „Farbe“ wie Schwung in den Schwank bringt. Gerade in ihrer Unterschiedlichkeit sind die drei Frauen gewissermaßen „das Salz in der Suppe“ dieses lustigen Spiels um das sprichwörtliche Fass voll mit uraltem Rum. Und alle drei verstanden es am Premierenabend zusehends, etwas aus ihrer Rolle zu machen.

Gerhard Bohdes Schwank lebt zum einen naturgemäß von der einfallsreichen Story des Stückes, zum anderen aber ganz wesentlich von den Charakteren, mit denen der Autor das Geschehen auf der Bühne bestückt. Auch die vier Männer, die soviel Geheimnis um ihr wöchentliches Besäufnis machen, sind jeder für sich eine Type.

Und auch hier stehen Marlies Lampe mit Klaus Lampes pinnigem Tönjes Dunkmeier, dem drögen Remmer Klootscheeter Lars-Günther Brandts, dem polterigen Jan Klüverboom August Sönnichsens und dem weitaus freundlicher gesinnten Kay Bredehorn von Ernst Voß die ganz genau „Richtigen“ zur Seite.

Bleibt noch Heidi Fock, die als Heini Fock von den drei Frauen zum Ausspionieren in die ehemalige Seenotrettungsstation geschickt wird. Sylvia Schulz entledigt sich ihrer Doppelrollen-Aufgabe mit Mut und Einfühlungsvermögen.

Ilse Cordes

© Cuxhavener Nachrichten, mit freundlicher Genehmigung

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